Texte

Dagadu von Gabriela Abelovsky

Regula Gerber ist eine Musikerin, die ihren eigenen Weg geht, gehen muss, wie sie sagt. Die klassisch gebildete Kontrabassistin lebt und arbeitet in Bern und Valeggia Italien. Doch alle paar Jahre zieht es sie hinaus mit ihrem riesigen Instrument, will sie ihre Musik in neuem Zusammenhang erfahren und sich von besonderen Plätzen zu neuen Klängen inspirieren lassen. So auch dieses Jahr.

Diese Musik aus Klanggebilden, Stimme und Kontrabasstönen, die sich rhythmisch zu Melodien, zu ganzen Stücken verdichtet, diese Zwiegespräche, dieses intime Sein mit einer ganz bestimmten Atmosphäre, wird im August und September auf Plötzen in freier Natur, in Kirchen und sogar akkustisch spannenden Treppenhäusern zu hören sein.

Als Ergebnis ihrer ersten Konzertreise zu solch besonderen Plätze in der Schweiz ist letztes Jahr ihre erste CD "Dagadu" entstanden. Ein verdichtetes Erlebnis von naturhaften Klängen, starken Rhythmen, verspielten Melodien. Zwischen Donnergrollen und lebendiger Stille erinnert diese Musik mal an schamanische Trommeln, mal an Klänge einer tibetisch-buddhistischen Zeremonie und bald sind Sequenzen eines echten Blues zu hören. Sie klingt diese Musik, nicht nur in den Ohren, sie scheint einen eigenen Weg in einem zu finden und berührt.

Geschult in klassischer Musik, erprobt im Freejazz und der freien Improvisation hat Regula Gerber während der Jahre des künstlerischen Schaffens als auch ihrer therapeutischen Klang- und Stimmarbeit, ein eigener Zugang zur Musik entwickelt, der sehr naturhaft, sehr feingestimmt und verspielt sich ausdrückt. Ein Hinhören zur Welt, zu den Dingen des Lebens, das seinen Ausdruck in eigener Musik finden wollte.

Wie entstehen sie, diese Vokal- und Instrumentalklänge, die sich zu Harmonien eigener Art formen? "Als ich auf meiner diesjährigen Konzerterkundungsreise das Bergkirchlein Crasta im Fex besuchte, überkam mich eine tiefe Stille. Da habe ich ein Gloria angestimmt, nur drei Töne und so wie der Ort und - wie mir schien - auch die Natur, die Vögel auf diese drei Töne geantwortet haben, ist mir eine Musikqualität geschenkt worden, die ich nun zuhause zu einem Stück ausarbeite. Ich versetze mich in diese Stille im Kirchlein, wiederhole die Töne und lasse eine Form entstehen, die dem Empfinden am nahesten kommt." Doch nie komme das, was das Gefühl bereits als Musik empfindet in die perfekte Form. "Es braucht ein Arbeiten an den Stücken, ein Ringen um die Klanglichkeit, um ihr den richtigen Ton zu geben. Ich spiele, probiere aus und irgendwann habe ich ihn dann, den Ton. Und den kann ich erinnern." Natürlich bedinge diese Arbeit auch ein üben der eigenen Ausdrucksqualität auf dem Instrument, dem Kontrabass als auch ihrer Stimme.

Auf die Konzertreise wird sie Stücke mitbringen, an deren Ausarbeitung sie jetzt schafft und die für ganz bestimmte Konzertorte geplant sind. Es wird Stücke geben, die nur ein Grundkonzept besitzen, deren Melodik und Rhythmus ausgearbeitet sind und die während eines Konzertes frei variieren werden. Es wird durchkomponierte Stücke geben und Melodien, die am Ort, im Zwiegespräch mit Ort und Publikum frei entstehen werden.

Jedes Konzert wird wahrscheinlich wieder seine eigene Stimmung, seinen eigenen Charakter kreieren und ein ganzheitliches Erlebnis für Ohren, Herz und Geist werden.